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Nachbericht 290. Auktion "Glassammlung Reidel" und Europäisches Glas & Studioglas"

„Glassammlung Reidel“ am 18. März 2022

„Europäisches Glas und Studioglas“ am 19. März 2022


Ein äußerst erfolgreiches Auktionswochenende liegt mit über 1400 Glasobjekten von antiken Ausgrabungsstücken bis hin zu modernen Glasskulpturen. Ein reiches Angebot also, das jeden Glassammlerherz und jeden Geschmack bediente. Ganz besonders überzeugte dabei die Qualität der Ware, selten waren so viele Raritäten der einzelnen Sparten auf dem Markt.

Den Auftakt am Freitag bildete die Glassammlung Reidel: Marlene Reidel, Malerin und Kinderbuchautorin, und ihr Mann Karl Reidel, Bildhauer und bekannt für seine figürlichen Bronzeplastiken, verfielen schon in jungen Jahren der Materie Glas und sammelten über Jahrzehnte hinweg. Bereits 2010 wurde das Herzstück der Glassammlung der Familie Reidel über unser Haus äußerst erfolgreich versteigert und nun wurden weitere 500 erlesene Stücke der Sammlung des zwischenzeitlich verstorbenen Paares angeboten. Im Bereich des alten Glases verliebten sich gleich zwei Telefonbieter in eine formschöne, alpenländische Schnapsflasche (Lot 17), die moderat auf 800 bis 1.200 Euro geschätzt war. Der stark schräg optische Dekor in Kombination mit braunem Glas erzielte schließlich 8.300 Euro und wird künftig Teil einer deutschen Sammlung sein. Schmuckstücke der Sammlung Reidel fanden sich besonders im Bereich des böhmischen Jugendstils, insbesondere der Manufaktur Loetz Wwe. aus Klostermühle. Die Sammlung gibt einen wunderschönen Überblick über das Schaffensspektrum dieser Glasmanufaktur und zeigt die ganze Vielfalt und Bandbreite an Dekoren und Formen. Gewürdigt wurde besonders die seltene Vase „Argus“ (Lot 214) aus dem Jahr 1902, deren technisch ausgefeilter Dekor aus aufgeschmolzenen Tupfen und Fäden kombiniert mit einer schlichten Form die Bieter bis 5.800 Euro Erlös hinreißen ließen.

Am Samstag eröffnete eine belgische Privatsammlung mit Raritäten im Bereich des alten Glases: Formschönheiten der Facon de Venise Gläser und erlesenen Schnittgläsern aus den Niederlanden, Frankreich und dem deutschsprachigen Raum des 17. und 18. Jahrhunderts. Zahlreiche Interessenten ließen bereits vor der Auktion auf ein gutes Ergebnis hoffen, welches sich bewahrheiten sollte. Bereits die erste Position, eine seltene Flöte (Lot 600) aus dem 17. Jahrhundert, zugeordnet Venedig oder Facon de Venise, überzeugte gleich zwei Telefonbieter und erlöste schließlich 5.800 Euro. Absoluter Höhepunkt beim alten Glas war der museale Deckelbecher (Lot 665) von Friedrich Winter um 1700 in Hermsdorf gefertigt. Es ist ein seltenes Belegstück für dessen meisterliches Können im Bereich der Hochschnitttechnik, die flächenfüllend bis ins kleinste Detail fein ausgeführt ist und dabei einen dreidimensionalen Raum auf der Glasoberfläche auftut. Am Ende entschied sich am Telefon zwischen drei Bietern ein hitziges Gefecht, das schließlich bei einem Erlös von 44.800 Euro endete. Ein weiteres Glas überstieg bei Weitem seinen Schätzpreis von 5.000 bis 6.000 Euro. Der bezeichnete Pokal „HANSIE IN DE KELDER“ (Lot 685) entstand im Jahr 1758 in Amsterdam, was die Signatur des Glasschneiders Jacob Sang am Fuß des Glases beweist. Einem niederländischen Käufer war dieses seltene Stück am Ende 16.600 Euro wert.

Eine Formschönheit wartete im Bereich des Formglases. Der seltene Krautstrunk (Lot 794) entstand in Deutschland Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts, überdauerte die Jahrhunderte völlig intakt und wurde mit 9.000 Euro äußerst attraktiv angesetzt. Wie erwartet stieg der Preis zwischen mehreren Bietern und erlöste schließlich 19.200 Euro. 

Ein weiteres Highlight war eine norddeutsche Privatsammlung mit auf dem Markt äußerst selten zu findenden Schönheiten des französischen Jugendstils. Hier stechen besonders die Vasen in Marqueterie-sur-Verre-Technik (Lot 1089) heraus, welche als der Höhepunkt im Schaffen von Gallé betrachtet wird. In dieser äußerst aufwendigen und diffizilen von Gallé patentierten Technik werden heiße Glasplättchen in die Oberfläche eingeschmolzen und durch Reliefgravur oder Tiefschnitt veredelt. Völlig zurecht erzielte das farbenfrohe, signierte Exemplar mit Blütendekor 28.100 Euro (Lot 1089). Ebenfalls aus dieser Sammlung erzielte den Spitzenpreis beider Auktionstage die zwischen 1898 und 1900 datierte Vase mit Edelweiß (Lot 1094), ebenfalls aus dem Hause Gallé. Der sehr fein in Hoch- und Tiefschnitt modellierte Dekor der Edelweiß-Pflanze in einem dezenten Farbschema überzeugte gleich mehrere Kunden unseres Hauses und entschied sich schließlich am Telefon: der Erlös lag schlussendlich bei 58.900 Euro.

Im Bereich des Studioglases gehörte einmal mehr eine Glasskulptur von Stanislav Libenský und Jaroslavá Brychtová zu den absoluten Highlights der Auktion. Das in schönstem Blau strahlende Objekt mit dem Titel „Head V with Square Eye“ (Lot 1400) aus dem Jahr 1986 versinnbildlicht die Formensprache des tschechischen Künstlerpaares eindrücklich und erlöste 24.300 Euro.