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Dr. Fischer Kunstauktionen
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Deckelkanne Hermannstadt, um 1712/1713 und 1715-1720 Punzierung MH (Meister Michael HOSSMANN, 1712-1734) und (ohne eingeprägte Marke auf der Kanne) Meister Sebastian HANN (1675-1713) Silber, teilvergoldet, gegossen, getrieben, ziseliert, graviert, punziert. Die wundervolle Deckelkanne ist zweifellos zum Teil das Werk des berühmten Hermannstädter Goldschmieds Sebastian Hann, dessen Meisterschaft in der Wiedergabe historisierender Szenen im Halbrelief von keinem anderen siebenbürgischen Meister erreicht wurde. Eine solche Szene - mit einer Vielzahl von individuell ausgearbeiteten Gestalten, in verschiedenen Positionen in Bewegung festgehalten stellt auf dem zylindrischen Korpus der Kanne den in der Bibel geschilderten Kampf zwischen David und Goliath vor dem israelitischen Heer (dem erwählten Volk) und den feindlichen Philistern dar. Inschrift: 1 SAMUEL 17. ''DAVID SCHLÄGT DEN RIESEN GOLIATH IM FÜRBILD AUF CHRISTUM''. 1 SAMUEL 15. ''SAMUEL HAUT DEN KÖNICH DER AMALEKITEN VOR DIE AUGEN SAULS''. Dieser Teil der Kanne widerspiegelt die Vorliebe für eine bestimmte Art der ikonografischen Komposition, den Stil und die künstlerische Qualität, die Sebastian Hann zu eigen waren. Aus gewissen Gründen wurde die Kanne jedoch vom Goldschmiedemeister Michael Hossmann fertiggestellt, dessen Siegel auf der Bodenunterseite und den Deckel der Kanne eingeprägt ist, ein Meister von dem kein anderes, ähnliches Stück bezeugt ist. Um den vergoldeten Deckel und die Wölbung des Standrings laufen dekorative Friese auf denen sich Medaillons mit Szenen aus dem Leben Davids mit Pflanzenarabesken abwechseln, verfertigt von Michael Hossmann mit dem offensichtlichen Bestreben sie an die historisierende Hauptszene anzupassen. Der ohrenförmige Henkel trägt eine Hermenbüste und ist mit fließenden Ranken geschmückt. Den Deckelknauf bildet ein gegossenes Einhorn, ein Fabeltier, das zum Wappen der Adelsfamilie Kornis von Gönz-Ruszka gehört und der Schlüssel zur Feststellung des Auftraggebers sein könnte. (Der Deckelknauf der ''Semriger II''-Kanne von 1682, ein gegossener aufgerichteter Löwe, der einen Lorbeerkranz hochhält, bezieht sich - ebenfalls - auf das Wappen der Familie des Comes Matthias Semriger, die das Stück in Auftrag gegeben hatte.) H. 32 cm, 1635 g. Die ''David und Goliath''-Kanne wird in der dem Testament des Sachsencomes Andreas Teutsch beigefügten Inventurliste von 1731 erwähnt: ''Eine silberne große Kappkanne mit der Historie des David und Goliath, der Fueß und Deckelzier Vergoldet; M[ark] 6 P[iset] 36, fl. 240.'' Der Hermannstädter Arzt Andreas Teutsch, der reihum die höchsten Verwaltungsämter Hermannstadts innehatte - das des Bürgermeisters und des Sachsencomes inbegriffen - war ein enger Freund Sebastian Hanns und zugleich auch der Brüder Stephan Kornis (Kommandant der kaiserlichen Truppen in Siebenbürgen) und Sigismund Kornis (Gubernator von Siebenbürgen in den Jahren 1713-1731). Die Vermutung ist sehr naheliegend, dass einer der beiden Kornis-Brüder, am ehesten Stephan Kornis, die ''David und Goliath''-Kanne 1712 bei Sebastian Hann in Auftrag gegeben hat - vielleicht sogar durch die Vermittlung von Andreas Teutsch. Der Hermannstädter Goldschmied verstarb jedoch zu Beginn des darauffolgenden Jahres (am 28. Februar 1713), so dass die Kanne nicht fertiggestellt wurde. Im Jahre 1721, anlässlich seiner Hochzeit mit Barbara Gyeröffi, gab Stephan Kornis bei dem Hermannstädter Goldschmied Michael Hossmann acht so genannte Allianzbecher in Auftrag; der größte von ihnen ist ein Deckelbecher, dessen Knauf eine gegossene Statuette in Gestalt eines aufgerichteten Einhorns bildet - sehr ähnlich jenem auf der ''David und Goliath''-Kanne, nur etwas höher aufgerichtet; dieser Becher (mit dem Einhorn) gehört zum Bestand des Ungarischen Museums für dekorative Kunst (Iparm?vészeti Múzeum, Inv.nr. K 21.153) und trägt dieselben Allianzwappen und dieselbe Datierung wie ein anderer Becher (ein Schlangenhautbecher) aus dem genannten Museum (Inv.nr. 54.1748.1), und wie auch zwei weitere Schlangenhautbecher aus der Sammlung Dr. J. Fischer (in vorliegendem Katalog Nr. 57 und 58) - die ihrerseits erwiesenermaßen zu jenem Set von acht Bechern gehören, die Michael Hossmann 1721 angefertigt hatte. Im Umfeld dieser Bestellung, wahrscheinlich schon vorher, beauftragte Stephan Kornis Michael Hossmann damit die unvollendete Kanne durch die Fassung der Wandung fertigzustellen. Zu einem gewissen Zeitpunkt gelangte die Kanne in den Besitz des Comes Andreas Teutsch - vielleicht als Freundschaftsgeschenk oder als Belohnung für seine besonderen Verdienste. Lit.: Wollmann (1995), S. 13-19; Slotta-Wollmann-Dordea (1999), Kat. Nr. 179.
Hermannstadt, um 1712/1713 und 1715-1720 Punzierung MH (Meister Michael HOSSMANN, 1712-1734) und (ohne eingeprägte Marke auf der Kanne) Meister Sebastian HANN (1675-1713)
Katalogpreis: 80.000 - 120.000 €
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157 - Becher um 1560
6.000 - 9.000 €
148 - Deckelpokal
50.000 - 60.000 €
168 - Marienheftel
40.000 - 60.000 €