Große Anna-Selbdritt-Gruppe

37 - Große Anna-Selbdritt-Gruppe

Laubholz, geschnitzt, polychrom gefasst und partiell vergoldet. Rückseitig geflacht. Min. Fehlstellen. 105 x 95 cm Expertise: Dr. Albrecht Miller, Ottobrunn, 2008 Kräftig geschnitztes Dreiviertelrelief. Anna und ihre Tochter Maria sitzen sich gegenüber und halten das Jesuskind zwischen sich. Anna zur Linken hat ihr Haar mit einem Schleier verhüllt, Maria zur Rechten trägt auf dem langen, offenen Haar eine Krone. Beide tragen faltenreich drapierte Kleider, die ab den Knien in kaskadenförmigen Schüsselfalten zu Boden fallen. Die am Ende des 14. Jahrhunderts einsetzende Verkindlichung des Jesus-Knaben ist hier voll entwickelt. Unsicher, aber fest von Anna unter den Armen gehalten, tappst er unsicheren Schrittes zu seiner Mutter, die bereits seine dicklichen Arme umgriffen hat. Aufgrund der stilistischen Nähe u.a. zu einer thronenden Madonna in der Pfarrkirche Aicha vorm Wald und drei Heiligen in der Pfarrkirche Kellberg kann dieses Relief dem Passauer Meister Jörg Gartner zugeschrieben werden. Anna Selbdritt bezeichnet in der christlichen Kunst eine Darstellung der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesusknaben. Der Bildtyp gehört zu den Andachtsbildern, die sich im späten Mittelalter und besonders häufig in Deutschland herausgebildet haben. Andachtsbilder dienten als Anregung und ausdrückliche Aufforderung des Mitleidens und Mitfühlens, das sich bis zu einer mystischen Identifikation steigern konnte. Der Ausdruck ''selbdritt'' ist ein veraltetes Wort für den Teil einer Dreiergruppe. Im 15. und 16. Jahrhundert hat die Darstellung der Heiligen Anna Selbdritt ihre Blütezeit. Die Entwicklung dieses Bildtypus wurde von dem Annenkult des Mittelalters begünstigt. Da es für die Eltern Mariae - Mutter Anna und Vater Joachim - keine biblischen Quellen gibt, setzten die Künstler apokryphe Evangelien und die populäre Legenda aurea des Jacobus de Voragine um. Finely carved in relief. The seated figures of the Virgin and St. Anne centred by the standing figure of the Christ. Anna Selbdritt, the Virgin and Child with St. Anne - is a subject in Christian art, showing Saint Anne with her daughter, the Virgin Mary, and her grandson Jesus. This type has been quite popular in Germany from the 14th century. Saint Anne, the mother of Mary, is not a biblical figure. She first appears in a second-century apocryphal infancy gospel as part of the story of the savior's birth and maternal ancestry. Over the ensuing centuries, Anne's story circulated throughout eastern and western Christendom, but it was not until the late Middle Ages that a cult of Saint Anne gained a firm footing in Europe. Mary's Mother is about the remarkable rise of Anne as a figure of devotion among medieval Christians who found solace in her closeness to Jesus and Mary. Anne's popularity grew especially in German-speaking areas, so much so that by the late 1400s artists in Germany. Anne's power derived from her physical connection to the Redeemer and his mother, a connection that artists emphasized in works that depicted her. In the most widely reproduced trope, known as Anna Selbdritt, Anne is depicted as a matronly woman presiding over Mary and Jesus, who both appear as children. This relief ist very similar to sculptures in Aicha vorm Wald and Kellberg, so that it can be attributed to the Passau sculptor Jörg Gartner. Literatur: Ausstellungskatalog: Spätgotik in Salzburg. Salzburg 1976, Kat. 199, 200; Abb. 164, 165.

Passau, Jörg Gartner zugeschrieben, um 1500

Katalogpreis: 25.000 - 30.000 €

Zuschlag: 25.000,00 EUR

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